Börsen zwischen Euphorie in den USA und Skepsis in Europa.

Der Hype um die künstliche Intelligenz (KI) hat am 20. Juni 2024 den US-Tech-Index Nasdaq 100 mit 19.800 Punkten sowie den marktbreiten Index S&P 500 mit 5.520 Punkten auf Allzeithochs getrieben. Für diese neuen Index-Höchststände sind nur wenige Aktien aus dem Technologie- und Chipsektor (die üblichen Verdächtigen) verantwortlich, während sich der breite Markt in den USA bereits in einer leichten Abschwung-phase befindet. Am 20. Juni wurde auch der Chiphersteller Nvidia innerhalb eines Tages mit einem Marktwert von 3,3 Billionen US-Dollar zum wertvollsten Unternehmen der Welt – und das bei einem voraussichtlichen Umsatz von 61 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 sowie einem geplanten Umsatz von 120 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025! Bereits am darauffolgenden Tag (großer Verfallstag der Optionsmärkte) folgte die Korrektur – und Nvidia reduzierte sich im Börsenwert um 7 %. Das hatte zur Folge, dass Microsoft mit einer Marktkapitalisierung von 3,34 Billionen US-Dollar wieder wertvollstes Unternehmen der Welt wurde. 

Apple, Nvidia, Microsoft – unabhängig davon, welches gerade das global wertvollste Unternehmen ist, sind wir der Meinung, dass sich der gesamte Technologiesektor in den USA in einer Blase befindet und in den Sommermonaten eine Korrektur dieser Branche ansteht. Ein Vorgeschmack gab es bereits in dieser Woche.

 

Wertentwicklung im 1. Halbjahr 2024

In Anbetracht vieler Konflikte und einer eher schlechten Grundstimmung ist der Verlauf an den Börsen im ersten Halbjahr für viele überraschend. Lediglich die erste Aprilhälfte zeigte eine etwas längere Abwärtsphase, die aber auch noch nicht als ernst zu nehmende Korrektur gewertet werden konnte. 

Am Ende waren es die Unternehmenszahlen, die Investoren überzeugen konnten, in Kombination mit der Hoffnung auf sinkende Zinsen und der Eindämmung der Inflation. Während der japanische Nikkei Index um rund 17 % in diesem Jahr zulegen konnte, ist bei deutschen Anlegern im Schnitt nur 6 % Rendite mit Japanfonds erzielt worden. Hintergrund ist der starke Rückgang des japanischen Yen. 

Das Verhältnis Euro/Dollar war im bisherigen Jahresverlauf dagegen nur moderaten Schwankungen unterworfen und hatte somit keine so relevante Auswirkung auf die Wertentwicklung wie in den letzten Jahren. 

Auflistung Fondkategorien

Anleihen sind nahezu alle Bereiche noch auf 3-Jahres-Sicht im Minus. Auch wenn aktuell wieder Zinsen vereinnahmt werden, können die in den letzten Jahren erzielten Rückgänge wohl erst mit wieder fallenden Zinsen aufgeholt werden.

Im Gegensatz zu den USA tendieren die europäischen Aktienmärkte derzeit überwiegend leicht nach unten. Das Vertrauen in den Euro hat abgenommen, was sich in einer Schwäche unserer Währung, insbesondere gegenüber dem US-Dollar zeigt.

Zinspolitik der Zentralbanken und Inflation bleiben wichtige Themen.

Von der Zinsseite ist bis auf Weiteres keine Entspannung für die Aktienmärkte zu erwarten. Die US-Notenbank Fed beließ auf ihrer Sitzung Mitte Juni die Leitzinsen weiterhin in der Spanne 5,25 bis 5,5 %. Hingegen hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen erstmals seit Langem gesenkt: um 0,25 % auf nunmehr 4,25 %. Die Inflationsrate in den USA ist im Juni mit 3,2 % etwas niedriger ausgefallen als im Vormonat. Die Märkte preisen derzeit nur noch eine Zinssenkung der EZB im Herbst ein, was sich diese Woche in der Beibehaltung des Leitzinses auf 4,25% bestätigt hat. In Deutschland sind die Verbraucherpreise im Mai auf 2,1 % gefallen. Insgesamt ist der Zielwert der Inflation mit ca. 2 % Preissteigerung p. sowohl in den USA als auch in der Eurozone fast erreicht. Im Gegensatz dazu konnte die Schweizer Nationalbank aufgrund der niedrigen Inflationsrate von aktuell 1,4 % überraschenderweise den Leitzins auf 1,25 % reduzieren. Sowohl das makroökonomische Umfeld als auch das saisonale Muster spricht derzeit gegen steigende Aktienmärkte.

 

Wirtschaftskrieg ante portas – Deutschland ist der Leidtragende.

Wenig geistreich hat sich Wirtschaftsminister Habeck zusammen mit den USA zu Sanktionen gegen chinesische E-Autos drängen lassen. Eine chinesische Reaktion steht im Raum und wird in noch unbekannter Form wohl sicher folgen. Unser Land ist auf freie Märkte angewiesen, darauf baut unser Wohlstand. Wer diese Basis erodiert, gefährdet genau diesen Wohlstand. Aber die jetzige Aktion ist nur ein Puzzleteil im seit einigen Jahren sichtbaren Bestreben der USA Europa und allen voran Deutschland wirtschaftlich und politisch zu beeinflussen. Das Werben der USA um inländische Unternehmen mittels massiver Subventionen kommt bei Deutschen Unternehmen derzeit sehr gut an.

 

Gekommen, um zu bleiben: Warum künstliche Intelligenz ein Megatrend bleibt!

Die künstliche Intelligenz (KI) ist eines der zentralen Themen der Aktienmärkte der letzten rund 12 Monate. Die Aktien vieler US-Tech-Riesen konnten hierdurch befeuert neue Allzeithochs erreichen. Naturgemäß ist es aber so, dass viele Anleger eines gebetsmühlenartig in den Medien ausgewalzten Themas irgendwann einmal überdrüssig sind. Ist also der KI-Hype in Bälde vorbei oder zumindest abgeschwächt? Wir denken: Nein! Denn der Aufwärtstrend derjenigen Aktien, deren Konzerne mit KI zu tun haben, erweist sich weiterhin robust. Extremfall ist sicherlich der Chiphersteller Nvidia, dessen Aktie seit Jahresbeginn einen Zuwachs von rund 171 % verzeichnen konnte, verbunden mit einem schwindelerregend hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis. Hingegen verzeichnen andere US-Tech-Giganten, die einen Schwerpunkt auf der KI haben, im bisherigen Jahr einen „gesunden“, aus fundamentaler Sicht gerechtfertigten Kursanstieg: Meta (+45 %), Netflix (+44 %), Google-Mutter Alphabet (+28 %), Amazon (+22 %), Microsoft (+19 %) und Apple (+15 %).

 

Die Aussichten für KI überzeugen:

Gemäß der Einschätzung führender Tech-Experten ist es so, dass die KI-Technologie trotz der bereits spektakulären Innovation erst am Anfang stehen dürfte. In diesem zukunftsträchtigen Sektor ist daher auf längere Zeit mit weiteren innovativen technischen Impulsen zu rechnen. Nur wer wird die kommenden Monate und Jahre am meisten davon profitieren? Die oben genannten US-Technologieunternehmen, welche schon massiv nach oben geschnellt sind und momentan die Aktienindizes dominieren. Oder andere Unternehmen, die KI in anwendbare Produkte und Dienstleistungen transformieren. Das Wettrennen ist noch lange nicht entschieden, die Karten werden laufend neu gemischt. Wir alle kennen die Gewinner der Zukunft nicht, darum ist unsere Empfehlung nicht zu einseitig auf die Gewinner der Vergangenheit setzen.

 

Preise für heimische Wohnimmobilien rückläufig!

Auch wenn häufig vonseiten, naturgemäß Eigeninteressen nachgehenden Immobilienfirmen bzw. -maklern zu lesen ist, dass der deutsche Immobilienmarkt seinen Boden gefunden hat, ist die Realität nüchtern betrachtet eine andere: Die Preise für Wohnimmobilien in der Bundesrepublik fielen im 1. Quartal 2024 im Schnitt um 5,7 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Studie des Statistischen Bundesamtes. Der Rückgang verlangsamte sich im 2.Quartal 2024.

Dabei fielen die Preise ganze 6 Quartale hintereinander gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal! Diese Preisrückgänge betreffen sowohl Städte als auch ländliche Regionen. Die größten Rückgänge im Vergleich zum Vorjahresquartal waren im 1. Quartal 2024 mit 9,5 % für Ein- und Zweifamilienhäuser in den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt a. M., Stuttgart, Düsseldorf) zu verzeichnen. Eigentumswohnungen kosteten in diesen Städten immerhin noch durchschnittlich 4,6 % weniger als im jeweiligen Vorjahresquartal.

Die aktuelle Statistik belegt, eine kontinuierlich weiter fortschreitende Abkühlung des über lange Zeit überhitzten deutschen Wohnimmobilienmarktes. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. 

Die „goldenen Zeiten“ der Immobilieninvestments kommen so schnell nicht wieder. Wer als Selbstnutzer auf der Suche ist, kann sich Zeit lassen und diese für sich arbeiten lassen. Der Druck auf hoch fremdfinanzierte Immo-Besitzer bleibt bestehen.

 

Internationale Wettbewerbsfähigkeit

Schweiz global gesehen weiter sehr gut positioniert mit Platz 2 in der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit, nach Singapur und Irland konnte die Schweiz ihre Wettbewerbsfähigkeit bei einem globalen Vergleich aller Staaten zurückgewinnen Die Schweiz hat übrigens Fortschritte bei zwei der vier großen Kategorien des Rankings erzielt: in der Wirtschaftsentwicklung sowie der Leistungsfähigkeit der Firmen. In Führung liegt sie weiter in den wichtigen Bereichen Infrastruktur und Funktionsfähigkeit des Staates. Die Schweiz zeigt immer wieder aufs Neue, wie sehr ihr Wirtschafts- und Finanzmodell, dem von Deutschland überlegen ist – und die diesbezügliche Kluft wird immer größer; unter tatkräftiger „Hilfe“ der deutschen Bundesregierung. Die formal viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, Deutschland, befindet sich hingegen leider im freien Fall:

Die Bundesrepublik belegt nur noch Platz 24, minus 2 Plätze. Zum Warum fragen Sie am besten die Regierungsparteien der letzten 10 Jahre. Kollektives Versagen bei der Gestaltung der Rahmenbedingung für unser Land und seine Unternehmen. Wie soll das besser werden, fragt sich inzwischen auch das Ausland. Der Abstieg Deutschlands ist seit 5 Jahren gravierend und führt insbesondere seit gut 2 Jahren zu verstärkter Abwanderung von Kapital und Unternehmen. Schlusslicht ist Venezuela, das eindrücklich vor Augen führt, dass eine entfesselte staatliche Zentralverwaltungswirtschaft zu Chaos, Hunger und Verarmung führt.

 

Die höchsten Gewinne mit Aktien bzw. Fonds/ ETFs generiert eine Langzeitstrategie!

Schade für Anleger, die sich zu früh aus dem Markt drücken lassen. Aktienfonds längerfristig zu halten ist ein Muss. Wer wegen kurzfristiger Volatilitäten überhastet verkauft verliert. Die Wirksamkeit dieser „Buy and hold“-Strategie verdeutlicht eine Langzeitbetrachtung des Dax: Wer zu Jahresbeginn 1988 in den deutschen Leitindex investierte und seine Positionen bis heute gehalten hat, erzielte eine durchschnittliche Rendite von 7 % pro Jahr. Wer aber nur die zehn besten Handelstage der letzten 31 Jahre versäumte, musste sich mit einer Jahresrendite von 4 % begnügen. 

Unsere Empfehlung lautet weiterhin: Halten sie ihre Aktien/ Fonds /ETFs und verfolgen sie eine Langzeitstrategie! Es schadet freilich nie, zwischenzeitlich einmal Positionen mit gutem Gewinn aufzulösen und hierbei saisonale Muster zu nutzen. Aber der Grundstock Ihres Wertpapierdepots sollte konstant bleiben! 

 

Wir wünschen Ihnen schöne Sommertage,

Unterschrift Alexander Tutmann von Alexander Tutmann
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