Börse mit Stimmungsschwankungen: Berichtssaison samt Politik sorgen für schwankende Aktienmärkte.

Nicht nur das Wetter zeigte sich im Juli/ August abwechselnd – von Platzregen und Gewitter, bis hin zu strahlendem Sonnenschein und drückender Hitze war alles dabei. Auch der Dax hat in diesem Monat eine Achterbahnfahrt hingelegt. In den letzten Tagen konnte sich der deutsche Börsenleitindex aber dank guter Vorgaben aus den USA bei über 18.400 Punkten stabilisieren. Nachdem sich die USA bereits voll in der Berichtssaison befinden, nimmt diese in Deutschland und Europa erst richtig Fahrt auf. Bislang ist das hierzulande berichtete Zahlenwerk der Unternehmen sehr durchwachsen ausgefallen. Insbesondere SAP, das Schwergewicht im Dax, meldete sehr gute Quartalszahlen, während z. B. die eher enttäuschenden Zahlen von BASF, Deutscher Bank und Mercedes-Benz die Stimmung drückten. Weiter sorgen Meldungen aus dem politischen Geschehen hierzulande wie über dem großen Teich für eine sich fast täglich ändernde Stimmungslage.

 

Leider weiterhin dunkle Wolken über Deutschlands Wirtschaft!

Unabhängig von den Aktienkursen herrscht hierzulande eine ausgeprägte Wachstumsschwäche. Die Stimmung ist in der heimischen Wirtschaft sehr pessimistisch. Der ifo Geschäftsklimaindex für Juli 2024 verzeichnete den schlechtesten Wert seit vielen Monaten. Er signalisiert zudem, dass eine konjunkturelle Erholung vorerst ausbleibt und somit erhöhtes Rückschlagpotenzial für die deutschen Börsen besteht. Deutschland leidet als eine der führenden Exportnationen unter der Schwächephase der Weltkonjunktur und der aktuellen politischen Gemengelage. 

Das deutsche produzierende Gewerbe ist unter Druck. Der Konsum ist sehr zurückhaltend. Die Wirtschaft hat nach wie vor mit der Überregulierung, rekordhohen Energiepreisen und den höchsten Unternehmenssteuersätzen weltweit zu kämpfen. Vor allem die Automobil- und Chemieindustrie befinden sich in einer Abschwungsphase. Die bittere Wahrheit: Zahlreiche Autozulieferer kämpfen ums Überleben, was auch an einem massiven Personalabbau bei ZF, Bosch und Anderen ablesbar ist.

 

US-Tech-Sektor ging am 24. Juli auf Sinkflug, per heute ist diese Börsenkorrektur schon wieder ausgebügelt. I

In den USA hatten sich die wichtigsten Aktienindizes im Juli 2024 vom Trend her sehr positiv entwickelt. Am Mittwoch, dem 24.07., kam es jedoch zu einem kräftigen Einbruch. Der Technologie-Index Nasdaq 100 verbuchte einen Tagesverlust von 3,65 %. Das war das größte Tagesminus seit Oktober 2022. Eine Billion US-Dollar Aktienkapital wurde an diesem Tag vernichtet! Im Sog des Nasdaq- Abschwungs verlor auch der marktbreite S&P 500 am 24.07. immerhin 2,3 % seiner gesamten Marktkapitalisierung. Dies war der größte Abverkauf in diesem Index seit Dezember 2022! Die Gründe waren neben den politischen Ereignissen (Attentat auf Donald Trump, Verzicht von Joe Biden auf Kandidatur bei US-Präsidentschaftswahl im November 2024) die enttäuschenden Quartalsergebnisse von Tesla und der Google-Mutter Alphabet. 

An diesem Tag wurden alle der „Magnificent Seven“ aus dem Tech-Sektor ordentlich abgestraft, am meisten Nvidia. Da diese sowohl die Schwergewichte sowohl im Nasdaq 100 als auch im S&P 500 sind, ist es nur logisch, dass auch der S&P 500 heruntergezogen wurde.

 

Das Warten auf eine US-Leitzinssenkung dominiert weiter die Börsenstimmung.

Berücksichtigt man, dass im März 2022 die Zinsen in den USA noch 0,25 % betrugen, kurz darauf in dem Zeitraum von 16.06.2022 bis 27.07.2023 die Zinsen von 1,00 % auf 5,5 % erhöht wurden und diese bis jetzt auf diesem hohen Level bleiben, erfolgte in dieser Zeitspanne der stärkste US-Zinsanstieg der letzten 40 Jahre. Da die günstige Möglichkeit der Fremdkapitalfinanzierung von Aktienkäufen zu den wichtigsten Aspekten für institutionelle Anleger zählt, wird eine baldige Leitzinssenkung schon seit Längerem herbeigesehnt. Und die Aussicht hierfür sind mittlerweile hervorragend:

Weil sich die Konjunktur in den USA sukzessive abschwächt und auch der US-Arbeitsmarkt in den letzten Monaten rückläufig war, rechnet eine Vielzahl der Marktteilnehmer mit einer „sanften Landung der Wirtschaft“. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bei ihrer Sitzung am 18.09.2024 die Leitzinsen senkt, wird mittlerweile von den Märkten mit 100 % eingepreist Diese Aussicht sorgt für eine positive Grundstimmung an den Börsen – was uns alle freuen sollte!

 

EU im Protektionismus-Modus: Was die geplanten China-Zölle der EU für deutsche Autobauer bedeuten.

Die Globalisierung ist in aller Munde. Und dass sie nicht aufzuhalten ist, ist ein Fakt – ob es einem passt oder nicht. Zudem sind freie Märkte ohne staatliche bzw. suprastaatliche Interventionen der Garant für wirtschaftliche Prosperität und Wohlstand. Dennoch will die EU-Bürokratie in Brüssel (mal wieder) protektionistische Maßnahmen ergreifen: Geplant sind Einfuhrzölle für Elektroautos aus China. Dadurch sollen europäische E-Auto-Produzenten vor chinesischen Konkurrenzprodukten zu „Dumping- Preisen“ geschützt werden. Wir halten dieses Vorhaben jedoch gerade aus deutscher Sicht für unsinnig, ja gefährlich – für ein „Spiel mit dem Feuer“ und eine Provokation des „chinesischen Drachens“. Erstens sind rigide Eingriffe in den freien Markt aus wirtschaftsliberaler Sicht abzulehnen. Zweitens führt ein solcher Interventionismus, wie die Geschichte zeigt, häufig zu Gegenmaßnahmen des mit Zöllen belegten Landes. Die Folge wäre dann ein „Zollkrieg“ im Automarkt zwischen EU und China, bei dem Deutschland ein besonderer Leidtragender wäre.

 

Ein nüchterner Blick auf das Zahlenwerk zeigt, dass gerade für deutsche Autohersteller Exporte nach China von enormer Wichtigkeit sind.

Volkswagen ist von allen europäischen Autokonzernen derjenige, der am meisten in das „Land der Mitte absetzt“: 2023 verkauften die Wolfsburger dort insgesamt 3,24 Millionen Fahrzeuge. Insgesamt beträgt VWs Absatzanteil in China 35 %. Ähnlich bedeutend ist der China-Markt für Mercedes-Benz: Bei den Stuttgartern beläuft sich der Absatzanteil ebenfalls auf 35 %. BMW hat in China einen Absatzanteil von 32 %, Porsche immerhin einen solchen von 25 %. Insgesamt exportieren die großen deutschen Autobauer im Schnitt rund ein Drittel ihrer Fahrzeuge nach China. Ein – durchaus nachvollziehbarer – „Vergeltungsschlag“ aus Peking gegen die deutsche Automobilindustrie als Reaktion auf die geplante EU-Zollpolitik würde folglich zu schmerzlichen Umsatzeinbrüchen und Arbeitsplatzverlusten bei unseren heimischen Autobauern sowie den angeschlossenen Zulieferern führen. Die EU sollte daher mit Augenmaß vorgehen.

 

„Inflationswunder“ Schweiz: Ein Vorbild für das übrige Europa!

Die Schweiz ist in vielerlei Hinsicht in Europa einzigartig: etwa als älteste durchwegs bestehende Demokratie auf diesem Kontinent oder als Standort mit der größten Dichte an international führenden Pharmakonzernen – und seit einiger Zeit auch als das europäische Land mit der niedrigsten Inflationsrate. Während die Teuerungsrate Deutschlands im Juni 2024 immer noch bei +2,2 % lag und damit leider weiterhin zu schmerzhafter Vermögensentwertung führt, notierte diese Rate zur selben Zeit in der Schweiz nur bei 1,3 %. Hinzu kommt: Bereits ein Jahr lang liegt die Inflationsrate bei den Eidgenossen unter 2 %. Sie erfüllt damit die Definition der Schweizerischen Nationalbank (SNB), aber auch die der Europäischen Zentralbank (EZB) von Preisstabilität.

Überdies konnte die SNB den Leitzins in diesem Jahr in zwei Schritten von 1,75 % auf 1,25 % reduzieren – dies ist übrigens der niedrigste Leitzins in ganz Europa, während derjenige der EZB immer noch bei 4,25 % verharrt. Zudem dürfte Prognosen zufolge die an sich schon niedrige Inflationsrate in der Schweiz in Bälde weiter zurückgehen: Denn die beiden größten Teuerungstreiber (Stromtarife, Mieten) zeigen bereits rückläufige Tendenzen. 

Fazit: Nicht umsonst ist die Schweiz ein bevorzugter Investitionsstandort. Wieder einmal zeigen die Eidgenossen anhand „harter Fakten“, dass ein klares Bekenntnis zur Marktwirtschaft sowie eine verantwortungsvolle, vorausschauende Haushalts- und Zentralbankpolitik auch in ökonomisch schwierigen Zeiten für Wohlstand und Preisstabilität sorgen.

 

Wie hoch ist der Anteil von Nebenwerten in Ihrem Depot?

In den letzten Jahren blieben die Aktien von Nebenwerten in der Entwicklung deutlich hinter Standardwerten zurück. Entsprechend sind auch viele Portfolios mittlerweile nahezu „bereinigt“ und nur noch in den BlueChips investiert. Aber trotz oder gerade wegen der schwächeren Entwicklung in den letzten Jahren ist es jetzt sinnvoll, die eigenen Anlagen dahingehend zu überprüfen.

Die letzten Jahre waren für kleine Werte schwierig. Vor dem Hintergrund einer immer strafferen Geldpolitik haben diese schlechter ab-geschnitten als der Gesamtmarkt.

Small Caps, also Aktien von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 5 Milliarden Euro, gelten als riskanter, bieten aber die Aussicht auf höhere Erträge als Large Caps. Aufgrund der für sie typischen Wachstumseigenschaften haben die starken Zinsanstiege die Performance von Small Caps 2022 und 2023 stark belastet, ob-gleich viele Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich waren.

Vergleichsgrafik: Jährliche ergebnisse in Prozent bei kleinen und großen Unternehmen

Längerfristig liegt klein vor groß! Dennoch haben Aktien kleinerer Unternehmen in den letzten 12 Monaten weltweit noch immer respektable Gesamterträge von 17 % (gegenüber hohen 24 % bei Large Caps) erzielt. Von Ende 2008 bis Ende 2023 war ihre Performance überdurchschnittlich. In diesen 15 Jahren hat man mit ihnen 521 % Ertrag erzielt (gegenüber 466 % Plus des Large Cap Index). Aber auch hier gilt: Die Performance der Vergangenheit ist kein Hinweis auf künftige Erträge.

 

Drei Fehler, die Anleger in Wahljahren machen.

In einem US-Wahljahr zu investieren, kann sehr nervenaufreibend sein. Gerade aktuell zeigt sich, dass mit Überraschungen gerechnet werden muss. Politik kann starke Emotionen und Vorurteile wecken, aber Anleger tun gut daran, diese bei ihren Anlageentscheidungen außen vor zu lassen. Seit 1934 gab es 23 US-Wahlzyklen, die alle in einer Studie des US-Anlagehauses Capital Group analysiert wurden. Ziel war herauszufinden, wie man sich in potenziell volatilen Zeiten vor Wahlen sinnvoll positioniert. Im Folgenden stellen wir drei häufige Fehler vor, die Anleger in Wahljahren begehen und zeigen, wie sich diese vermeiden lassen.

 

Grafik: Wertwachstum einer hypothetischen Anlage von 1.00 USD in den S&P 500 Index

Anleger machen sich zu viele Gedanken, welche Partei die Wahl in den USA gewinnt. Es ist nichts Falsches daran, sich zu wünschen, dass ein Kandidat gewinnt, aber Anleger können in Quelle: Capital Group blieben die Aktien von Nebenwerten in der Entwicklung deutlich hinter Standardwerten zurück. Entsprechend sind auch viele Portfolios mittlerweile nahezu „bereinigt“ und nur noch in den Blue-Chips investiert. Aber trotz oder gerade wegen der schwächeren Entwicklung in den letzten Jahren ist es jetzt sinnvoll, die eigenen Anlagen dahingehend zu überprüfen. Die letzten Jahre waren für kleine Werte schwierig. Vor dem Hintergrund einer immer strafferen Geldpolitik haben diese schlechter abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Small Caps, also Aktien von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unter 5 Milliarden Euro, gelten als riskanter, bieten aber die Aussicht auf höhere Erträge als Large Caps. Aufgrund der für sie typischen Wachstums-eigenschaften haben die starken Zinsanstiege die Performance von Small Caps 2022 und 2023 stark belastet, obgleich viele Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich waren. falsche Schlüsse ziehen, wenn sie den - Wahlergebnissen zu viel Bedeutung beimessen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Wahlen in Bezug auf die langfristigen Anlagerenditen im Wesentlichen keinen Unterschied gemacht haben.

Volatilität verschreckt Anleger.

Märkte mögen keine Unsicherheit, und was ist unsicherer als die USVorwahlsaison in einem Wahljahr? 4 Die Volatilität, die durch diese Unsicherheit entsteht, ist jedoch oft nur von kurzer Dauer. Wenn die Vorwahlen vorbei sind, kehren die Märkte in der Regel zu ihrem normalen Aufwärtstrend zurück.

 

Der Wunsch nach Sicherheit vor Wahlen.

Wer sich im Jahr 2024 Sorgen um die Märkte macht, ist nicht allein. Präsidentschaftskandidaten fokussieren auf die Probleme des Landes und Kampagnen verstärken negative Botschaften. Daher ist es nicht überraschend, dass Investoren im Vorfeld von Wahlen dazu neigen, ihre Portfolios konservativer auszurichten. Man weiß ja nie was kommt. 

Seit 1992 haben Anleger vor Wahlen deutlich häufiger in Geldmarktfonds investiert, die traditionell zu den risikoärmeren Anlageformen zählen. Im Gegensatz dazu wurden die höchsten Nettozuflüsse in Aktienfonds in dem Jahr unmittelbar nach einer Wahl verzeichnet. Dies deutet darauf hin, dass Anleger in Wahljahren möglicherweise das Risiko minimieren wollen und abwarten, bis jegliche Unsicherheit wieder verschwunden ist, bevor sie zu risikoreicheren Anlagen wie Aktien zurückzukehren. Der Beleg für diese Verhaltensweise: Aktuell liegen 6,15 Billionen (6.150 Milliarden) in US-Dollar-Geldmarktfonds. Ein neuer Rekord.

 

Fazit

Vor allem Market Timing (Versuch den richtigen Ein- und Ausstieg zu finden) ist selten eine gewinnbringende langfristige Anlagestrategie und verschlechtert häufig die Portfoliorendite über lange Zeiträume. Ein Anleger, der bis nach der Wahl in Bargeld investiert blieb, schnitt in 17 von 23 Perioden am schlechtesten ab. Andererseits erzielten Anleger, die in den Wahljahren voll investiert waren oder monatliche Anlagen tätigten, die besten Ergebnisse. Diese Anleger hatten über den gesamten Zeitraum höhere durchschnittliche Portfolioguthaben und erzielten häufiger bessere Ergebnisse als Anleger, die länger an der Seitenlinie blieben.

„ Ich habe bei meinen Börsenspekulationen nie zu den Dummköpfen gehört, die immer wieder den unmöglichen Versuch machen, nur zum niedrigsten Kurs zu kaufen und zum höchsten zu verkaufen.“

- Amschel Meyer Rothschild

Gerne unterstützen wir Sie bei Entscheidungen zu Ihren Finanzthemen. 

Wir machen ab 29.08. bis 09.09 eine Sommerpause. Sie können uns in dringenden Fällen eine E-Mailnachricht an office@tutmann.de senden. 

 

Mit freundlichen Grüßen

Unterschrift Alexander Tutmann von Alexander Tutmann
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