Nachdem die Märkte im Frühjahr 2025, nach der Zollankündigung von Donald Trump, kurzfristig stark korrigierten und danach eine regelrechte Achterbahnfahrt durchlebten, kehrte im dritten Quartal wieder etwas Ruhe ein. Ein sogenanntes Sommerloch gab es 2025 nicht. Die Aktienindizes erzielten die beste September-Performance seit über 10 Jahren, auch der Goldkurs setzte seine Rallye weiter fort und steht erstmals über 4.200 US$.
Allgemein entwickelten sich die Edelmetalle auch Silber, Platin, Palladium extrem gut.
Für Euro-Anleger wirkt der schwache US-Dollar allerdings weiterhin belastend aus. Inmitten von Regierungswechseln in Japan und Frankreich, Friedensverhandlungen im Nahen Osten und einer lang erwarteten Zinssenkung der FED stellt sich die Frage, ob nun die Jahresendrallye bevorsteht oder die Stimmung an den Märkten unter neuem Säbelrasseln im Zoll-Konflikt kippt.
Wir sind eher optimistisch, was die Entwicklung der Märkte im 4. Quartal 2025 angeht. Soweit unsere Markteinschätzung und jetzt zu unserem neuen Thema:
Die sieben Todsünden der Geldanlage Teil 1
Über viele Jahrzehnte hinweg lassen sich bei Anlegern, egal ob es sich um professionelle Investoren oder den Privatanleger handelt, häufig die gleichen gefährlichen Verhaltensmuster erkennen, die zu einem langfristigen Misserfolg und Frustration führen. Diese Muster möchten wir in dieser und den nächsten Ausgaben näher erläutern.
Der Stolz
In der Welt der Geldanlage gibt es viele Fallen, in die Anleger tappen können. Eine der gefährlichsten ist der Stolz, insbesondere in Form von übermäßiger Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten, den Markt zu verstehen und zu prognostizieren. Der berühmte Behavioral Finance-Experte James Montier *1 hat diese Neigung als eine der Hauptursachen für Fehlinvestitionen identifiziert. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die „Todsünde Stolz“ im Sinne von Montiers Prognosen und warum es für Anleger wichtig ist, ihre eigene Überheblichkeit zu hinterfragen.
James Montier und die Psychologie der Geldanlage
*1 James Montier, GMO
James Montier und die Psychologie der Geldanlage*1 James Montier, GMOJames ist Mitglied des Asset-Allocation-Teams von GMO. Bevor er 2009 zu GMO kam, war er Co-Leiter der Global Strategy bei der Société Générale. James ist Autor mehrerer Bücher, darunter A Practitioner’s Guide to Applying Behavioural Finance“, „Value Investing: Tools and Techniques for Intelligent Investment“ und „The Little Book of Behavioural Investing“. James ist Gastwissenschaftler an der Universität Durham und Fellow der Royal Society of Arts. Er hat einen B.A. in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Portsmouth und einen M.Sc. in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Warwick.
James Montier ist bekannt für seine Arbeiten zur Behavioral Finance, einer Disziplin, die untersucht, wie psychologische Faktoren die Finanzmärkte beeinflussen und die Entscheidungen von Anlegern prägen. In seinem Buch „The Little Book of Behavioral Investing“ beschreibt Montier, wie Anleger oft von einer falschen Überzeugung geleitet werden, dass sie in der Lage seien, die Märkte zu prognostizieren und ihre Investitionen zu „timen“. Diese Denkweise, so Montier, ist tief in der menschlichen Natur verwurzelt und führt zu einem gefährlichen Übermaß an Stolz – einer der „sieben Todsünden der Geldanlage“.
Prognosen sind in der Finanzwelt weit verbreitet. Sie kommen von Analysten, Fondsmanagern, Ökonomen und vielen anderen. Doch Montier warnt davor, sich von Prognosen leiten zu lassen, besonders wenn diese von einer Überzeugung begleitet werden, dass der eigene Standpunkt der richtige sei. Stolz führt dazu, dass Anleger die Möglichkeit in Betracht ziehen, sich zu irren, oft ignorieren und stattdessen unkritisch auf ihre eigenen Einschätzungen vertrauen.
Der Glaube an die Fähigkeit, den Markt zu "schlagen"
Ein zentrales Element von Stolz in der Geldanlage ist der Glaube, dass man in der Lage ist, den Markt zu schlagen – sei es durch das richtige Timing von Käufen und Verkäufen oder durch die Auswahl von Aktien, die besser abschneiden als der Durchschnitt. Montier betont, dass dies nicht nur eine unrealistische Erwartung ist, sondern auch eine der häufigsten Ursachen für Fehlinvestitionen. Die Märkte sind oft nicht so rational oder vorhersehbar, wie viele Anleger glauben.
„Kein einzelner Anleger kann den Markt langfristig konstant schlagen“, sagt Montier, und dies sei eine der härtesten Lektionen, die die Finanzmärkte einem beibringen können. In der Realität sind Märkte häufig von irrationalem Verhalten geprägt, was es selbst für Experten schwierig macht, zukünftige Preisbewegungen vorherzusagen.
Der Stolz des „Marktbesiegers“ führt dazu, dass Anleger glauben, sie könnten sich von der Masse abheben und durch „smarte“ Prognosen überdurchschnittliche Renditen erzielen. Doch dieser Stolz hat oft fatale Konsequenzen, da er dazu führt, dass Anleger ihre Strategie ständig ändern oder riskante, spekulative Investitionen tätigen.
Prognosen und der Confirmation Bias
Ein weiteres Problem von Prognosen ist der sogenannte Confirmation Bias – der Bestätigungsfehler. Dieser Bias beschreibt die Tendenz, Informationen zu suchen, die die eigenen Überzeugungen oder Erwartungen bestätigen, und Informationen zu ignorieren, die diesen widersprechen. Ein stolzer Anleger, der von einer bestimmten Prognose überzeugt ist, wird dazu neigen, nur solche Daten oder Analysen zu beachten, die seine Meinung stützen, und andere relevante Informationen zu übersehen.
Anleger behalten oft ihre ursprüngliche Meinung zu einem Investment bei, auch wenn sich die Fakten ändern oder neue Informationen auftauchen, die auf das Gegenteil hindeuten. Dieser Stolz auf die eigene Sichtweise kann dazu führen, dass Anleger in einer Fehlbewertung verharren und so Verluste realisieren, die sie hätten vermeiden können.
Übermäßige Zuversicht und das Verleugnen von Risiken
Ein weiteres Element des Stolzes in der Geldanlage ist die Überbewertung der eigenen Fähigkeiten. Dieser Übermut führt dazu, dass Anleger Risiken unterschätzen und sich selbst für weniger anfällig für Verluste halten, als sie es tatsächlich sind. Diese übermäßige Zuversicht führt zu einem gefährlichen Mangel an Risikomanagement und einem unkritischen Vertrauen auf die eigenen Vorhersagen.
In der Praxis bedeutet dies, dass ein stolzer Anleger eher bereit ist, größere Risiken einzugehen, weil er glaubt, die Märkte besser zu verstehen als andere. Diese Form von Stolz kann in vielen Fällen zu Verlusten führen, da sich die Märkte nicht immer nach den eigenen Erwartungen richten.
Wie man die Todsünde Stolz vermeidet
Akzeptieren Sie, dass der Markt unvorhersehbar ist und Märkte auf lange Sicht sehr schwer vorherzusagen sind. Es gibt einfach zu viele unbekannte Faktoren, die den Markt beeinflussen können – von geopolitischen Ereignissen bis hin zu unerwarteten wirtschaftlichen Veränderungen. Anstatt zu versuchen, den Markt zu schlagen, sollten Anleger einen langfristigen, disziplinierten Ansatz verfolgen, der auf Diversifikation und Risikomanagement setzt.
Auch wenn Analysten und Experten immer wieder Prognosen abgeben, sollten Anleger diesen nicht blind vertrauen. Es ist besser, sich auf eine breite, gut diversifizierte Anlagestrategie zu verlassen, die auf langfristigen Fundamentaldaten basiert, anstatt auf kurzfristige Prognosen und Marktmeinungen. Die Geschichte zeigt, dass selbst die besten Analysten nicht immer richtig liegen.
Eine der besten Möglichkeiten, den Stolz in der Geldanlage zu überwinden, besteht darin, regelmäßig die eigene Meinung zu hinterfragen. Seien Sie sich bewusst, dass es leicht ist, in den Bestätigungsfehler zu verfallen und nur Informationen zu suchen, die Ihre Prognosen stützen. Setzen Sie sich stattdessen aktiv mit kritischen und gegenteiligen Meinungen auseinander, um Ihre Sichtweise zu erweitern.
Stolz führt oft zu kurzfristigem Denken und schnellen Gewinnversprechen. Ein langfristiger Fokus hilft, den Drang nach schnellen Ergebnissen zu überwinden. Wenn Sie sich auf eine solide und stabile Anlagestrategie konzentrieren, die auf den Prinzipien der Diversifikation und des Risikomanagements basiert, haben Sie bessere Chancen auf nachhaltigen Erfolg.
Fazit: Dem Stolz nicht verfallen
In der Welt der Geldanlage ist der Stolz eine gefährliche Todsünde. Die Neigung, sich auf eigene Prognosen zu verlassen und den Markt zu schlagen, führt häufig zu schlechten Entscheidungen und vermeidbaren Verlusten. Eine der besten Strategien, um langfristig erfolgreich zu investieren, ist es, Demut zu bewahren, den Markt als unvorhersehbar zu akzeptieren und sich nicht von kurzfristigen Prognosen oder dem Drang, immer „recht zu haben“, leiten zu lassen.
In den nächsten Ausgaben werden wir die weiteren Todsünden (Völlerei, Lust, Neid, Habgier, Faulheit und Zorn) genauer unter die Lupe nehmen.
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Alexander Tutmann